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Der freie Fall

Vor einigen Jahren in Hamburg. Eine junge Jurastudentin verunglückt auf einem Fahrgeschäft des Hamburger Doms. Es ist das Gerät mit dem freien Fall an einem langen Eisengerüst, was steil in den Himmel ragt. Die Sitze rund herum angebracht.

 

Die junge Frau hat Turnschuhe mit Schnürsenkel an. Sie sitzt bereits im Fahrgeschäft, die Sicherungsvorrichtung eingerastet und doch hat sie Platz sich nach vorn zu beugen, um ihren linken Schuh zuzubinden. Sie will ihn ja schließlich nicht verlieren. Bevor das Gerät nach oben schießt, zählt der Mann am Mikrophon langsam von 10 rückwärts bis null. Er hat gerade angefangen zu zählen. Die junge Frau hat also noch Zeit ihren Schuh zuzubinden. Sie ist mit ihrem Körper noch vorgebeugt. Auch ihr Kopf ist nach vorn gebeugt und schaut zum Schuh. 

 

Der Mann am Mikrophon ist bei fünf angelangt, als Widererwarten der Startvorgang ausgelöst wird. Der Kopf der jungen Frau drückt sich in den Brustkorb. Sie ist nicht mehr in der Lage den Kopf anzuheben, so stark wirkt die Beschleunigungskraft.

 

Ihr Hals schwillt an, sie verliert das Bewusstsein. Ihre Freunde, die sie so auf dem Sitz vorfinden sind entsetzt. Sie helfen ihr aus dem Fahrgeschäft.

 

Einige Zeit später klagt sie gegen den Betreiber des Fahrgeschäfts auf Schadenersatz. Ihre Wirbelsäule wurde derart geschädigt, dass es notwendig wurde, mehrere Wirbel im Halswirbelsäulenbereich zu versteifen.

 

Das Gericht setzt einen Gutachter ein. Der kommt zum Ergebnis, die Belastung hätte nicht ausgereicht, um eine Verletzung und schon gar nicht derartige Verletzungsfolgen hervor zurufen. Das Ergebnis ist für die junge Frau, wie ein Schlag ins Gesicht. Wie kann der Gutachter zu so einem Ergebnis kommen? Warum ist mir dann so etwas passiert? Die Gedanken kreisen in ihrem Kopf und lassen sie nicht mehr los. Ihr Anwalt eröffnet ihr, wenn das Ergebnis so stehen bleibt, wird die Klage abgewiesen und der Betreiber des Fahrgeschäftes kommt ohne Geldzahlung davon.

 

Verzweifelt sucht die junge Frau nach einer Lösung. Sie selbst hat genauso wenig Ahnung davon, wie ihr Rechtsanwalt. Sie wendet sich an einen anderen Geschädigten, von dem sie die Telefonnummer hat und fragt ihn, was sie tun kann. 

 

Und der empfiehlt ihr, sich an uns zu wenden. Ob wir allerdings helfen können, wissen wir vorher auch nicht. Aber der Unfall ist ja nun einmal mit den entsprechenden Auswirkungen passiert. Warum also kommt der Gerichtsgutachter dann zu so einem Ergebnis, welches den Tatsachen entgegen steht?

 

Es dauert einen ganzen Tag, ehe wir herausfinden, wo der Fehler liegt. Der Gerichtsgutachter hatte einen groben Fehler gemacht. Er hatte den Versuch so verändert, dass im Grunde genommen nichts passieren konnte. Und diese falschen Ergebnisse präsentierte er nun dem Richter. Der wiederum glaubt ihm ungesehen. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass die junge Frau jemanden zur Hilfe nimmt, der sich auch damit auskennt.

 

Unser Ergebnis hatte dann ungeahnte Folgen. Für die Versicherung des Fahrgeschäfts wurde das Prozessrisiko derartig hoch, dass man sich auf einen Vergleich einigte.

 

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